Study Circle: Affective Infrastructures

Study Circle: Affective Infrastructures

 
What remains for our pedagogy of unlearning is to build affective infrastructures that admit the work of desire as the work of an aspirational ambivalence. What remains is the potential we have to common infrastructures that absorb the blows of our agressive need for the world to accommodate us [...]. — Lauren Berlant, The Commons: Infrastructures for Troubling Times

Affective Infrastructures stellt das Verständnis des Begriffs der Infrastruktur – und sein Verhältnis zum Affektiven – zur Diskussion. Als einer von zwei neuen Study Circles bildet er den Rahmen und einen Teil des Kernprogramms der transmediale 2019. Mit Bezug auf das Festivalthema bringen die Study Circles Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen in Arbeitsgruppen vor, während und nach der nächsten Festivalausgabe zusammen, um das Festival durch die frühzeitige Einbindung von Teilnehmer*innen als Ort des Wissensaustauschs zu stärken. Die Study Circles finden dabei in Austausch mit den Berliner Projekträumen Import Projects, Spektrum und TIER.space statt, die vor der transmediale 2019 eine Reihe von Arbeitstreffen ausrichten und parallel zum Festival ein eigenes Programm zu den Themen der Study Circles zeigen.

Affective Infrastructures untersucht, wie Technologien Emotionen erfassen und Körper kontrollieren – und so zur zur Vermittlung und Regulierung des Lebens beitragen. Im Vordergrund steht die Art und Weise, wie auf maschinellem Lesen oder Gesichts- und Spracherkennung basierende Systeme Verhaltensweisen kontrollieren, Gewohnheiten klassifizieren und kollektive Gefühle beeinflussen können. In dem Bewusstsein, dass Affekt selbst eine machtvolle Infrastruktur darstellt, gehen die Teilnehmer*innen des Study Circles folgenden Fragen nach: Wie können wir uns Technologien annähern, die Vielfalt und Verschiedenheit Raum geben? Auf welche Weise lassen sich Kategorien, die Leben und Erfahrungen vordefinieren, komplexer gestalten? Wie können die gelebten Erfahrungen von materiellen und affektiven Infrastrukturen dazu genutzt werden, Körper zu mobilisieren, der Politik neue Impulse zu geben und Veränderung herbeizuführen? Welche Lern- und Handlungsweisen können neue Formen der Weltenbildung stärken?

In Anlehnung an Lauren Berlants Ansatz, Gewohnheiten, Normen, Muster und affektive Gefüge als etwas zu begreifen, das uns miteinander und mit der Welt verbindet, greift der Study Circle im Rahmen seiner Untersuchungen eben diese Elemente auf. Durch das Teilen von Wissen, Reflexionen und Praktiken diskutieren die Teilnehmer*innen Infrastrukturen vor allem im Hinblick auf gelebte Erfahrungen: Zu diesen zählen feministische Server, #MeToo-Online-Listen, Gemeingüter, Cruising und Pilzesammeln  als Manifestationen von Berührungspunkten und verbindenden Momenten.

Die Diskussion reagiert auf Problematiken, die mit Fürsorge und Empathie verbunden sind – und die Formen von Macht und Privilegien, die diese beinhalten. Im Vordergrund steht daher das Potenzial von Räumen, die zwischen Autonomie und gegenseitiger Abhängigkeit, Nicht-Souveränität und Handlungsmacht, Systematik und Unordnung liegen. 
Mit dem Ziel, über hegemoniale Systeme hinauszudenken – und sich über sie hinauszubewegen – widmet sich dieser Study Circle zögerlichen, rauschhaften, imaginativen Infrastrukturen (und Technologien), die affektive Unterschiede, verschiedene Temporalitäten und bedeutungsvolle Komplexitäten umspannen können.  

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